Auszüge aus der Rezension von Fabienne Bonus
Zur Person: "Fabienne Bonus ist seit 2020 bei der Videonale tätig. Als Ausstellungsassistentin betreute sie V.18 und ist seit 2021 hauptverantwortlich für das Online-Videoarchiv der Videonale. Sie studierte Kunstgeschichte in Düsseldorf, Köln und Paris.
Künstlerische Überprüfung
Dieser Teil der Rezension konzentriert sich auf die künstlerischen und ästhetischen Aspekte des Portfolios.
Was ist die Stärke des Portfolios?

Selbstportrait: Mir wurde erst durch die Beschreibung der Arbeit und das Entstehungsdatum klar, dass in dieser Arbeit die Corona-Pandemie thematisiert wird. Dennoch wird über die Symbolik des Sockels und die fortschreitende "Unbewegelichkeit" der Konflikt sichtbar, den die Künstlerin mit sich selbst verarbeitet/ verarbeiten musste. Die verschwommenen bzw. nicht ausgearbeiteten Gesichter verdeutlichen sehr gut, dass die Künstlerin sich beim mehrfachen Ansehen selbst nicht wiederzuerkennen scheint. Sie verliert stetig den Bezug zu ihrem eigenen Portrait und damit zu sich selbst.
Einige Arbeiten im Gesamtportfolio der Künstlerin erinnern an Max Ernst, weshalb dieser als Einfluss interessant sein könnte. Falls eine spielerische, aber zugleich düstere Herangehensweise an den Surrealismus die Künstlerin interessiert empfehle ich Leonora Carrington oder Leonor Fini.
Desweiteren könnten die folgenden ostdeutschen Künstler*innen einen Impuls geben: Gudrun Brüne, Neo Rauch, Arno Rink
Die Stärke dieses Portfolios liegt in "Der Kindergeburtstag" und "Selbstporträt". Beide Arbeiten schaffen es, die jeweilige Botschaft, die die Titel suggerieren, zu vermitteln und lassen dennoch Raum für weitere Interpretationen - in diesen Fällen die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Die Stärke dieser Arbeiten liegt besonders darin, dass sie sowohl in einem spezifischen als auch in einem breiten Kontext Interpretationsspielraum bieten. So können die Betrachter*innen, sowohl durch das Hintergrundwissen über den privaten Kontext der Künstlerin als auch durch einfaches Betrachten und Kontextualisieren in den eigenen privaten Kontext, einen Sinn in den Werken finden und in die surrealistische Welt eintauchen. Gerade das Gefühl der "Bewegungslosigkeit"/"Ohnmacht" und des "Sich-nicht-Erkennens", das sich in "Selbstporträt" widerspiegelt, kann wohl jeder Betrachter und jede Betrachterin nachvollziehen bzw. auf sich selbst übertragen.
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